Zauber der Eingewöhnung

Liebe Familien!

„und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – dieser Auszug aus einem Gedicht von Hermann Hesse gefällt uns im Zusammenhang mit unserem Eingewöhnungsmodell sehr gut. Denn es ist immer wieder besonders neue Familien kennen zu lernen. Wir haben uns nach vielen Jahren voller Erfahrungen mit verschiedenen Eingewöhnungsmodellen entschieden, vom Berliner zum Münchner Eingewöhnungsmodell zu wechseln. Dieses passt besonders im Kindergartenbereich besser zur offenen Arbeit. Das Kind und seine Bezugsperson lernen das Leben in der Kita direkt im Alltag kennen. Sie besuchen zu Beginn ihrer Kindergartenzeit täglich für kurze Zeiträume die neue Gruppe, sehen Kinder in Aktion, können die Vielfalt des Materials erleben und lernen vor allem die Bezugskräfte kennen. Eine Kraft ist die Ansprechpartnerin für die Familie, aber auch die zweite Fachkraft aus der Gruppe nimmt bereits Kontakt auf, so dass das Kind im Falle von Urlaub oder Krankheit der Bezugskraft noch eine sichere Alternative hat.

Aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, das Konzept, dass für alle funktioniert, gibt es nicht. Jede Familie wird neu und individuell betrachtet, denn jedes Kind, jede Familie bringt eigene Bedürfnisse und eine eigene Lebensgeschichte mit. So gehen wir gerne mit ihnen und ihrem Kind den passenden Weg.

Für Ihr Kind beginnt bei uns ein neuer Lebensabschnitt, es verbringt einen großen Teil seiner Zeit nun mit anderen, neuen Bezugspersonen. Vorher war fast alles auf die Bedürfnisse Ihres Kindes ausgerichtet. Nun wird das Kind sich daran gewöhnen, dass viele andere Kinder um es herum sind, dass andere Regeln existieren, es erfährt einen ganz anderen Geräuschpegel als Zuhause, es wird neue Abläufe kennen lernen – all das Neue wird Ihrem Kind einiges abverlangen!

Sie als Eltern werden das Loslassen lernen, lernen uns zu vertrauen, dass auch wir die Bedürfnisse Ihres Kindes erkennen, ernst nehmen und erfüllen können. Sie werden sich auch an einen neuen Tagesablauf gewöhnen, evtl. steht für die Mutter der Wiedereinstieg in den Beruf an – viele neue Situationen! Auch werden Sie gelegentlich ein wie ausgewechseltes Kind, aushalten müssen. Nach dem herausfordernden Tag in der Kindertagesstätte lassen Kinder ihren Frust oft bei der Person aus, bei der sie sich am sichersten und geborgensten fühlen. Nicht schön für Eltern, aber leider normal – sehen Sie es als Kompliment! Ihr Kind wird neue Erfahrungen machen, Dinge zum ersten Mal erleben und Sie werden nicht dabei sein. Sie werden sich vielleicht auch mal von Ihrem traurigen Kind verabschieden müssen.

Sie sehen eine Eingewöhnung ist ein einschneidender und herausfordernder Prozess für alle Beteiligten. Aus diesem Grund widmen wir dieser Zeit eine besondere Beachtung und schenken diesem Prozess viel Zeit. Für uns ist es oft eine Herausforderung Zeiten für die Eingewöhnung im Dienstplan frei zu räumen, denn der „normale“ Tagesstättenalltag geht ja wie gewohnt weiter. Aber uns ist es die Zeit wert! Denn wir wissen, dass die Qualität dieses ersten Übergangs (Transition) für das Kind entscheidend ist. Es kann die Grundlage dafür sein, wie die nächsten Übergänge gelingen, z. B. der nächste Übergang von Krippe in Kindergarten oder von Kindergarten in die Grundschule.

Während des Eingewöhnungsprozesses können die Kinder zu Beginn in Begleitung Ihrer Eltern den Tagesablauf in unserem Abenteuerhaus kennenlernen, außerdem die dortigen Regeln, Rituale, die Räume, aber auch die Kinder und die Erzieherinnen als zukünftige Bezugspersonen. Unser Ziel ist es, dass das Kind zur Bezugserzieherin eine Beziehung aufbaut die so stabil ist, dass es uns möglich ist, ihr Kind zu beruhigen und zu trösten, wenn es Kummer oder Schmerzen hat. Ihr Kind hingegen wird lernen, dass es sich vertrauensvoll an uns wenden kann, wenn es Hilfe braucht.
Für Sie als Eltern bietet die Eingewöhnungsphase die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von der pädagogischen Arbeit in unserer Kita zu machen. Diese Transparenz in Kombination mit der Möglichkeit, sich immer wieder mit der Bezugserzieherin über das Kind, sein Verhalten und seine Entwicklung austauschen zu können bildet die Basis einer vertrauensvollen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Am Ende des Eingewöhnungsprozesses sollen auch Sie als Eltern das Vertrauen in uns entwickelt haben, dass Sie Ihr Kind bei uns in guten Händen wissen.

Nun können Sie sich sicher vorstellen, dass dieser Prozess Zeit braucht! Die Eingewöhnungszeit ist gestaffelt, wir fangen mit ca. einer Stunde pro Tag in der ersten Woche an und steigern die Zeiten ab der zweiten Woche den Bedürfnissen Ihres Kindes entsprechend. Aber es dauert, in der Regel seine Zeit, bis ein Kind einen ganzen Tag in der Kindertagesstätte bewältigen kann. Bitte bedenken Sie dies bei der Planung des Starts in die Kindertagesstätte! Räumen Sie der Eingewöhnung Ihres Kindes einen ausreichenden Zeitraum ein. Beachten Sie, dass ein Wiedereinstieg des Elternteils ins Berufsleben nicht zu dicht an die Eingewöhnungszeit terminiert ist. Leider ist es am Anfang der Kindergartenzeit oft so, dass die Kinder sich auch die für sie „neuen“ Krankheiten gerne einfangen. Auch dies sollte berücksichtigt werden. Auch begreifen Kinder oft erst nach einer gewissen Zeit, was es bedeutet, täglich von der Familie getrennt zu sein. So kommt es gelegentlich zu Rückschlägen, die Kinder sind überanstrengt oder überfordert von dem neuen Alltag. In der Regel dauert es mehrere Monate, bis die Eingewöhnungszeit abgeschlossen ist.

Aus all diesen Gründen brauchen wir Sie als Eltern – Ihre Unterstützung, Ihr Vertrauen, Ihre Offenheit und Ihre Rückmeldungen im stetigen Dialog! Denn aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, wenn wir ehrlich miteinander im Kontakt sind, bewältigen Kinder mit Ihren Familien den Eingewöhnungsprozess!

Organisatorisch ist zu beachten, dass während der Eingewöhnungszeit der volle Kindergartenbeitrag zu entrichten ist, auch wenn das Kind noch nicht die volle Zeit in der Einrichtung verbringen kann.